Harold Halibut
Entwickler/Publisher: Slow Bros, Plattform: PC, PlayStation 5, Xbox Series X/S, Preis: 34,99 € (digital)
Leidenschaft braucht Zeit, das wird nicht nur bei Phil Tippetts Stop-Motion-animiertem Meisterwerk »Mad God« offensichtlich, das 30 Jahre bis zur Fertigstellung brauchte (s. S. 43). Auch die Kölner Slow Bros. machen ihrem Namen alle Ehre. In rund zehn Jahren kreierten sie eine Welt und deren Bewohner in Handarbeit. Anschließend scannten sie die Einzelteile und animierten sie schließlich am Computer. Das Ergebnis ist ziemlich einzigartig: Die Figuren und Sets wirken plastisch, greifbar und emotional näher als rein digitale Kreaturen. Eine bemerkenswerte Leistung, die uns im Zusammenspiel mit der liebevollen Synchronisation Harold Halibut und die Bewohner der Fedora ans Herz wachsen lässt. Harold ist ein Handyman, ein Handlanger, der Mann für alle Fälle auf der Unterwasserstation. Einst brach die Fedora zu den Sternen auf, bis sie auf einem komplett mit Wasser bedeckten Planeten notlandete. Hier wieder wegzukommen, ist einer der roten Fäden der Handlung, eine seltsame Kreatur – halb Fisch, halb Mensch –, die eines Tages im Filtersystem des Raumschiffs landet und für Harold zum Freund wird, ein anderer. Aber hauptsächlich verbringen wir die Tage damit, Freundschaften zu pflegen. Zahlreiche Figuren laufen uns in den rund 20 Stunden Spielzeit über den Weg, die uns Aufgaben mitgeben oder einfach nur ihr Herz ausschütten. Spielerisch mag das nicht besonders aufregend sein, künstlerisch ist es aber ebenso eigenwillig wie einzigartig. Lars Tunçay