Capella Daleminzia / René Michael Röder

Einen anderen Weg als den der Auswahledition einer herausragenden Sammlung geht René Michael Röder mit seiner Capella Daleminzia. Röder hatte einst in der Waldheimer Kantoreibibliothek Noten von Melchior Vulpius entdeckt und sich entschlossen, dessen Motetten komplett aufzunehmen, da sie für die außergewöhnliche reformatorische Verbindung von Schule und Musik stehen, die ab dem späten 16. Jahrhundert in ganz Sachsen zu einzigartiger Blüte führte. Für solch ein Vorhaben braucht es langen Atem, finanzielle Freiräume und ein ambitioniertes Label. Alle drei Dinge sind dank erstaunlicher Begeisterungsfähigkeit, Crowdfunding-Kampagnen und der Spezialisten von Querstand vorhanden. Mittlerweile ist Röder beim dritten Teil der Gesamtaufnahme angekommen. Diese widmet sich den sechs- bis siebenstimmigen, durchgängig lateinischen Motetten und offenbart so nicht nur das einst sehr hohe Niveau der sächsischen Schulmusik an der Schwelle zum 17. Jahrhundert, sondern auch, dass es selbst im Jahr 2018 noch viel abseits der ausgetretenen Pfade zu entdecken gibt. Hagen Kunze