anzeige
anzeige
Cecilia Rabess

Cecilia Rabess

Alles gut. Aus dem amerikanischen Englisch von Simone Jakob. Köln: Bastei Lübbe 2024. 432 S., 23,99 €

Cecilia Rabess.

Jess – Schwarz, untere Mittelschicht – und ihr Studienkollege Josh – weiß, wohlhabend – zeigen deutlich ihre gegenseitige Abneigung, als sie sich auf dem College in New York zyum ersten Mal treffen. Nach ihrem Abschluss in Mathematik arbeitet Jess bei der Bank Goldman Sachs als Analystin und trifft dort erneut auf Josh. Er wechselt bald zu einer anderen Firma, wird Trader und verdient viel Geld. Er wirbt sie ab für sein Team und obwohl sie sehr gute Arbeit leistet, wird sie entlassen – sie passe nicht in die Firmenkultur, sei zu sehr »auf Krawall gebürstet«. Auf Joshs Wunsch zieht sie bei ihm ein, aus Freundschaft wird Liebe. Dann findet Jess ihren Traumjob bei einem sozialkritischen Non-Profit-Nachrichtenmagazin. Ihre Artikel stoßen in Joshs konservativen und turbokapitalistischen Kreisen zunehmend auf Widerstand und der schwelende Konflikt zwischen ihnen eskaliert; sie verlässt Josh. Neben der romantischen Liebesgeschichte im Stil einer Telenovela hat der Roman auch eine politische Ebene. Die Handlung beginnt 2008 mit der Wahl von Barack Obama und endet 2016 mit der Wahl von Donald Trump – und führt in die tief gespaltenen Vereinigten Staaten mit erzkonservativen Republikanern, liberalen Demokraten, Rassismus und »Black Lives Matter«. Rabess, die als Data Scientist bei Google gearbeitet hat und Associate bei Goldman Sachs war, verbindet in ihrem Debüt Gesellschaftskritik mit einer manchmal ins Sentimentale abgleitenden Liebesgeschichte – und das in teilweise deftiger Sprache. Ihre nuancierten Beobachtungen zweier Menschen, die ihre Beziehung zwischen kontrastierenden Überzeugungen, Alltagsrassismus und politischen Spannungen zu erhalten versuchen, führen allerdings zu lohnenswerten Fragen über unsere Gegenwart. Joachim Schwend


Weitere Empfehlungen