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Charlotte Brandi

Charlotte Brandi

An den Alptraum

An den Alptraum

Wenn Iggy Pop mit seiner neuen Platte diesen Monat das letzte, verzweifelte Aufbäumen des eigentlich schon x-mal totgesagten weißen Chauvimannes repräsentiert, dann weist Charlotte Brandi mit »An den Alptraum« in die anti-patriarchale Zukunft. Und siehe da: Es wird besser – versprochen! Doch keine Katharsis ohne Aufarbeitung. »Du findest mich eklig«, heißt es unvermittelt in den ersten Sekunden ihres neuen Albums. Nanu, wer ist dieses ominöse »Du«? Den ganzen Text über wird gemutmaßt, was der Grund des Ekels ist – Gesicht, Stimme, Gestus. Erst am Ende ergibt alles Sinn: »Du hast einfach Angst vor Frauen« – tada! Grüße gehen raus an Iggy, oder den Ex-Lover, oder oder oder. Nach dem gleichermaßen ungewöhnlichen wie gelungenen A-cappella-Auftakt darf Brandi dann in den übrigen zehn Songs unter Beweis stellen, dass sie neben ihrer so schönen wie charismatischen Stimme auch mit instrumentalem Feingefühl und einer ganz offensichtlich überaus gut eingespielten Band brillieren kann, die chansonesken Indie-Pop vom Feinsten spielt. Wirkliche, herausstechende Hits kristallisieren sich dabei zwar nicht heraus, was aber eher der Kompaktheit und Stringenz des Albums geschuldet ist, in dem eben auch kein einziger Track in irgendeiner Weise qualitativ abfällt. Anspieltipps ließen sich natürlich trotzdem nennen: Etwa das schöne »Wien« inklusive einer – wie man so sagt – authentisch wienerisch-geschmähten Bridge. Oder »Vom Verlieren«, ein Duett mit Die-Heiterkeit-Frontfrau Stella Sommer. Oder »Luzern«, aus dem sich die betörend wiederholte Textzeile »Das Ende, das Ende kennen wir nicht« schon nach dem ersten Hördurchlauf sanft in die Hirnareale einfräst. Oder oder oder. Luca Glenzer


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