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Christopher Buehlman

Christopher Buehlman

Der schwarzzüngige Dieb. Aus dem amerikanischen Englisch von Urban Hofstetter und Michael Pfingstl. Stuttgart: Klett-Cotta 2022, 518 S., 26 €

Christopher Buehlman.

Fluchen und Flachsen ist sein Hobby. Wenn er nicht gerade seine Mitmenschen um Goldschmuck und Geldkatzen erleichtert, verliert sich Kinsch N Schannack in Sprachspielereien. Der kleingewachsene Dieb hat das Glück gepachtet und ist vieler Zungen mächtig. Allerdings steht er bei seiner Gaunergilde tief in der Kreide, weshalb er in Spelunken zur seltsamen Vogelfreiheit verdammt ist: Man darf ihn schlagen und er muss ein Bier ausgeben. Da kommt der Riesenangriff, der die Welt erschüttert, eigentlich gerade recht. Seine abgefahrene High-Fantasy-Story hat Christopher Buehlman in ein bunt geschecktes Gewand gehüllt. Natürlich geht es wendungsreich zu, wenn Schannack seine Schulden abarbeitend einer Kämpferin samt mysteriösem Kriegsraben hilft, eine Thronerbin zu finden. Mit von der Partie ist eine Hexenadeptin, unsanfte Motivationsschübe besorgt eine Gilden-Attentäterin. Das klingt so, als ob man solches schon vielfach gelesen hätte. Aber Buehlman hat mehr auf Lager – neben starken Frauen. Mal erzählt er atmosphärisch dicht, mal fast in rasenden Stichpunkten: was an seiner Figur des Ich-Berichters liegt. Denn der ist ein Schlingel, unstet und durch einen eigenen ethischen Wertekompass geprägt. Chaotisch-neutral würde der im Rollenspiel heißen. Und so einer berichtet nicht in geruhsam verästelten Satzkonstruktionen. Immer wieder wendet er sich direkt an die Lesenden, erklärt dies, kommentiert das, nimmt Sachen vorweg. Zwischen Lakonie und Zynismus bewegt er sich bei diesem Aus-der-Rolle-Fallen, dass es eine pure Lesefreude ist. Hier wird man nicht mit verkünstelt blumiger Sprache malträtiert, die einer neuen »Edda« gleichkommen will. Es geht fetzig zu, ist lustig, derb und manchmal auch zart. Wie im richtigen Leben eben – nur in einer anderen Welt. Tobias Prüwer


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