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Ciani-Sophia Hoeder

Ciani-Sophia Hoeder

Wut und Böse. München: Hanser 2021. 206 S., 18 €

Ciani-Sophia Hoeder.

Die Wut meiner Mutter bahnte sich ihren Weg durch den gesamten Laden, und das Gesicht ihres Gegenübers wurde hart, kalt und distanziert. Niemand hörte mehr zu.« So erinnert sich Ciani-Sophia Hoeder in »Wut und Böse« daran, wie ihre Mutter einst zu Recht wütend wurde, ihre Emotion aber als Ausrede diente, ihr nicht zuzuhören. Diese Delegitimierung der Wut und ihre Folgen für Betroffene ziehen sich als roter Faden durch das Buch. Hoeder ist die Gründerin des Rosamag, des ersten deutschsprachigen Magazins für Schwarze FLINTA* (Frauen, Lesben, intergeschlechtliche sowie nichtbinäre und trans oder agender Personen). Ihr erstes Buch »Wut und Böse« handelt vom Potenzial und Stigma von Wut. Sie nimmt den abwertenden Umgang mit Wut von Frauen und mehrfach marginalisierten Gruppen auseinander und ordnet ihn diskriminierungskritisch ein: So könne sich zum Beispiel eine lächelnde Frau nicht gegen sexuelle Belästigung wehren. Unter sechs Gesichtspunkten nimmt Hoeder die unterschiedlichen Fragen, die Wut betreffen, unter die Lupe. Biologisch, psychologisch und politisch ordnet sie die Wut als Emotion und Tool ein. Anschließend geht sie auf die Spurensuche weiblicher Wut und wütender weiblicher Vorbilder, wie zum Beispiel Rosa Parks. Intersektionalfeministisch macht sie die Beziehung zwischen Wut und Diskriminierung sichtbar. »Wut und Böse« ist ein Aufruf, Wut umzudefinieren und aufzuwerten. Dafür macht Hoeder in klarer und zugänglicher Sprache für die Lesenden verständlich, wozu Wut gut und notwendig ist. Sie schildert ihre persönlichen Erfahrungen und die anderer, ordnet diese mit Hilfe von Expertinnen und wissenschaftlichen Studien politisch ein. Das 14 Seiten starke Quellenverzeichnis ist zudem eine gute Sammlung von Texten zum Thema. Sibel Schick


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