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Collectif9

Collectif9

Rituæls

Rituæls

Das kanadische Streicherensemble Collecitif9 stellt mit seinem vierten Studioalbum ein eindrucksvolles Ergebnis durchdachter Konzeptarbeit vor, das musikalisch voll überzeugt. Das 2011 gegründete Streichnonett verbindet in »Rituæls« vor allem zeitgenössische Kompositionen grundverschiedener Stile zu einem großen Epos. Die einzelnen Stücke von Michael Tippett (1905–1998), Bryce Dessner (*1976, The National) und den kanadischen Komponistinnen Jocelyn Morlock (1969–2023) und Nicole Lizée (*1973) werden dabei durch verwebende Elemente ineinander überführt. Dies geschieht mithilfe musikalischer Mittel von Bordunklängen, ausgehaltener Töne oder sich unmerklich verwandelnder Akkorde. Eine kollektive Improvisation eröffnet mit schlichten Klangflächen und leitet damit Hildegard von Bingens »O vis æternitatis« ein. Im Archaischen verbleibend, schließt sich Arvo Pärts »Psalom« im Spannungsfeld zwischen simpler Melodik und aufgeladener Stille an. In »Another living Soul« von Nicole Lizée werden fantastische, schaurig amorphe Klanglandschaften durchquert, die von den klagenden Melodien aus Michael Tippetts »Lament« abgelöst werden. Bruce Dessners »Aheym« ist daraufhin eine befreiende Komposition voll energetischer Rhythmen, die in den ruhigen Modulationen von Pärts »The Beatitudes« münden. Bruce Dessners »Tenebre« beschließt die Aufnahme mit einem fragilen Klangteppich. »Rituæls« entstand 2020 zunächst als Teil eines Konzertfilms. Collectif9 ist es mit fantastisch ausbalancierten Besetzungen und der überzeugenden dramaturgischen Linie aber gelungen, ein musikalisches Erlebnis zu schaffen, das keiner visuellen Extras bedarf. Christian Böddener


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