Dark Seed (1992)
Der Klassiker
Grafik-Adventures haben einen verschollenen, unheimlichen Onkel. 1992, in der Blütezeit der Point-and-Click-Spiele, erschien »Dark Seed«. Es hatte ein gutes Alleinstellungsmerkmal: Illustrationen des makabren Künstlers HR Giger persönlich! Extra dafür wurden Bilder aus seinem Archiv gescannt und in hochauflösenden 640 x 350 Bildpunkten auf die Monitore übersetzt. Zeitlos witzig ist die Entscheidung, Game-Designer Mike Dawson als Protagonist abzufilmen und digitalisiert in Gigers Kulissen
herumlaufen zu lassen. Der Spiel-Mike hat zwar einen anderen Beruf, aber einen wunderschönen Neunziger-Jahre-Schnurrbart, den es so in Gigers Werk vorher nicht zu sehen gab.
Heute lässt sich »Dark Seed« als Longplay auf Youtube finden. Selbst spielen führt dagegen in eine unerwartete Dimension des Grauens: Unlogische, unerklärte Rätsel treffen auf realen Zeitdruck. Mikes bedrohliche Kopfschmerzen werden stärker, und wenn er nicht pixelkleine Gegenstände wie etwa eine Haarklammer bemerkt, oder selbst darauf kommt, einem Hund den Stock zu klauen, dann geht die Welt unter. Das schlechte, aber faszinierende Spiel fand durchaus Fans; die Entwicklerfirma Cyberdreams ging erst nach der Fortsetzung pleite. Und Horrorspiele mit Giger-Einfluss wuseln bis heute durchs Medium wie ein Rudel Aliens. Jan Bojaryn