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Dinaw Mengestu

Dinaw Mengestu

Zum Wiedersehen der Sterne. Aus dem Amerikanischen von Volker Oldenburg. Berlin: claassen 2009. 251 S., 19,90 €

Dinaw Mengestu.

Wenn sich Sepha Stephanos, Alltagsheld des Romans »Zum Wiedersehen der Sterne« von Dinaw Mengestu, an Addis Abeba erinnert, dann steigen Bilder voller Wehmut auf. Fernab seiner Familie lebt Stephanos das klassische Schicksal eines Heimatlosen – gefangen im ewigen Ankommen in Washington D.C., seinen Erinnerungen und der Einsicht, nie mehr zurück nach Äthiopien zu können. Mengestus Debütroman legt die Stimmung all seiner Werke fest, sie grundiert die Lebensgeschichten seiner Protagonisten mit sehnsüchtiger Note. Wohl deshalb wird in Besprechungen stets erwähnt, dass Mengestu selbst Kind der Diaspora ist, über die er schreibt: Noch in Addis geboren, mit der Familie vor dem roten Terror des Diktators Mengistu Haile Mariam in die USA geflohen, dort – wie Maaza Mengiste – in der englischen Sprache zu Hause. Ähnlich wie Mengiste wird auch er zum wichtigen Vertreter einer post-migrantischen äthiopischen Literatur erkoren und ähnlich mit Preisen bedacht. Dabei gelingt Mengestu (wie Mengiste) weit mehr als vermeintlich autobiografisch zu Entschlüsselndes. Das Debüt schwankt zwischen Hommage an Washington D.C. samt Gentrifizierungskritik und pan-afrikanischen Anekdoten, Letztere leider oft stereotyp und recht männlich. »Die Melodie der Luft« erzählt voll Zärtlichkeit von den Eltern, die auch nur Menschen sind. »Unsere Namen« besteht aus mehreren, zunächst verwirrenden Geschichtssträngen und Zeitebenen, die vorführen, wie fragmentiert Identitätsbildung bleiben muss. Stilistisch wirken die Romane hin und wieder eine Spur zu konstruiert und damit in Tradition US-amerikanischer Schreibschulen, wie sie Mengestu (und Mengiste) in der Tat absolvierten, gleichwohl finden sich genauso die Stärken dieser Tradition: geistreicher Witz, üppige Verweise auf Weltliteratur und elegante, manchmal etwas spröde Liebesplots. Wie ein kleiner Treppenwitz liest sich auf Seite 225 von Mengestus Debüt »auf schwarzem Grund in eleganten Goldbuchstaben ›Corona‹«. Wahrsagen kann er also auch. Alexandra Ivanova


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