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Disco Elysium (2019)

Disco Elysium (2019)

Der Klassiker

Die Pennermütze und ein Pfandbeutel, mehr brauche ich als verkaterter Detective nicht, um Kohle zu machen. In »Disco Elysium«, dem Rollenspiel aus Estland, lebe ich zwar nicht den erhofften Ermittlertraum. Dafür treffe ich Superreiche in Schiffscontainern, in denen sich nicht nur meine Spielfigur vor Armut krümmt, sondern gleich die ganze Raumzeit. Eigentlich soll ich in »Disco Elysium« als gedächtnisloser Ermittler aus dem Nachbarbezirk einen Mord untersuchen. Aber ach, das ist doch langweilig, und ich erkunde lieber den Küstenstadtteil Martinaise. Der ist durch den letzten Krieg noch verwüstet. Cyberpunkig und wunderschön ist die Welt von »Disco Elysium«, die ich durchlese. Wie ein dicker Schinken ist sie, in der ich mit rassistischen Schwarzen verhandle und plötzlich Neoliberaler bin. Und dann fangen noch die Gefühle meiner Spielfigur an, miteinander zu diskutieren. Logik wusste ja schon immer, dass Mister Wahrnehmung ein Dreckschwein ist. Eine offizielle Fortsetzung wird es niemals geben, weil es Streitereien beim Entwicklerteam ZA/UM gab. Zwei geistige Nachfolger sind aber in Entwicklung. Und ein Roman von Robert Kurvitz, dem Mastermind hinter dem Spiel, wurde von Fans auf Englisch übersetzt. Dann gibt’s endlich mehr von dem guten Zeug. Denis Gießler


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