WAR & PEACE – 1618:1918
Der Kalender machts möglich. Im zu Ende gehenden Jahr wurde gleich zweier Kriege gedacht, die beide als »Urkatastrophen« bezeichnet werden – der 30-jährige Krieg ebenso wie der Erste Weltkrieg. Was liegt da näher, als in einem dramaturgisch klugen Programm den großen Bogen zu schlagen? Doch was im Sprechtheater nur ein paar Recherchen kosten mag, scheint in der Musik schier unmöglich: Zu unterschiedlich sind die Epochen des Frühbarock und der Klassischen Moderne. Wolfgang Katschner und Dorothee Mields haben den Spagat dennoch gewagt, und so findet sich auf »War & Peace« sowohl Unterhaltungsmusik von Friedrich Hollaender als auch Geistliches von Heinrich Schütz. Aus ein und derselben Kehle gesungen, aus ein und denselben Händen mit historischen Instrumenten gespielt. Faszinierend, wie weit der Kreis dabei ausgeschritten wird, denn nicht nur musikalische Schlachtengemälde oder klangvolle Beschwörungen des Friedens werden hier gefeiert. Vielmehr zeigen die Abschnitte »Angst«, »Katastrophe«, »Vergänglichkeit« und »Sehnsucht« Seelenstudien, wie sie tiefsinniger kaum sein könnten.