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Dragon Age Origins

Dragon Age Origins

Party, Sex und Abenteuer

Preis: 60 €

Wann gab es zuletzt eine gute Party? Vor vielen Jahren, im Rollenspielklassiker »Baldurs Gate« sicherlich - oder bei »Knights of the old Republic« vielleicht, aber auch das ist nun schon sechs Jahre her. »Dragon Age Origins« hat sie wieder - eine richtig gute Party, so nennt man in Rollenspielen die Gruppe, die Kumpels und Kumpelinen, die man entlang des Weges im Spiel einsammelt und mit denen man das Abenteuer besteht.In einer düster-fantastischen Welt erzählen die Macher aus dem kanadischen Entwicklerstudio Bioware eine klassische Geschichte (Heldengruppe kämpft gegen dämonische Horden), allerdings mit Mitteln, die ihresgleichen suchen im Genre. Etwa 100 Stunden Spielzeit kann man mit »Dragon Age Origins« locker verbringen. Ich bastle mir also eine hübsche Magierin, nenne sie Solana und treffe nach einer vorzüglichen Einführungsgeschichte auf meine Partykumpels. Die Waldhexe Morrigan ist dabei, der Templer Alistair, Bogenschützin Leliana, Schädelspalter-Sten, Shale der Golem. Ein Kriegshund, eine blutrünstige aber treue Bestie, läuft mir über den Weg. Ich gebe ihm den Namen Purzel. Insgesamt neun Kollegen findet man im Laufe der Zeit. Nur drei von ihnen können jeweils mitgenommen werden, der Rest muss im Heldencamp auf seinen Einsatz warten.Schon früh im Spiel wird deutlich, dass die Dinge oft nicht so sind, wie sie scheinen und man harte Entscheidungen mit dramatischen Konsequenzen treffen muss. Schnell entspinnt sich ein raffiniert konstruiertes erzählerisches Netz. Geschichten nicht nur zu erleben, sondern selber zu gestalten - das ist ein altes Versprechen des Mediums Computerspiel. Bei »Dragon Age Origins« wird es in hohem Maße eingelöst. Vor allem die Mitstreiter geben dem Spiel erzählerische Tiefe und sowas wie eine Seele. Dem jungen Ritter Alistair nimmt man seine clownesk-naive Gutgläubigkeit genauso ab wie Morrigan ihren rücksichtslosen Sozialdarwinismus. Schädelspalter-Sten will ständig Leute hinrichten und Leliana kommt zwar als blasshäutige Priesterin daher, hat es aber faustdick hinter den Ohren.Wo eine Party ist, da ist die Romanze nicht weit. Es ist möglich, Affären mit Partymitgliedern anzufangen, die zu dem führen, was der Engländer so schön sexual intercourse nennt. Ich als Magierin wähle Leliana mit der blassen Haut, weil die Jungs in meiner Gang irgendwie Nieten sind und gleichgeschlechtliche Liebe unter Frauen ja gerade in Mode zu sein scheint. Der Erschaffer sei ihr im Traum erschienen, erzählt sie mir dann und in ihrer Heimat gäbe es viel schönere Schuhe zu kaufen, als im Königreich Ferelden, durch das wir gerade streifen. Das lässt sich ja noch ertragen, nur irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass die gute Liliana es gar nicht gern sieht, wenn ich nett zu anderen Gruppenmitgliedern bin. Zudem ist sie ziemlich flink mit Pfeil und Bogen und hat ganz offensichtlich eine Vergangenheit als Attentäterin. In »Baldurs Gate 2«, dem Frühwerk von Bioware, ist ein Partymitglied mal aus Enttäuschung Amok gelaufen. Vielleicht hätte ich doch lieber Dumpfbacke Alaister anbaggern sollen? Oder verzichte ich ganz und vertraue nur Kriegshund Purzel, der treuen Seele? »Schönheit und Liebe sind vergänglich und haben keine Bedeutung - Überleben und Macht haben Bedeutung«, sagt Morrigan, die Waldhexe. Na, wenn du meinst, denke ich. Und so sucht man sich aus einer Gruppe von Soziopathen, Trotteln und Phrasendreschern Gefährten für das große Abenteuer - fast wie im wirklichen Leben. Andreas Raabe


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