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Dry Cleaning

Dry Cleaning

Stumpwork

Stumpwork

Wenige Alben-Cover schaffen es, mit so banalen Motiven so irritierend unangenehme Gefühle hervorzurufen wie das von »Stumpwork«, der zweiten Platte der britischen Post-Punk-Band Dry Cleaning: Nasse Haare auf einem Stück Seife, argh! Die absurd beunruhigende Abbildung von gleichzeitiger Cleanness und Schmutzigkeit. Das Absurde im Banalen zu entdecken, ist ohnehin eine wesentliche Fähigkeit der Band – und die große Stärke von Sängerin und Texterin Florence Shaw: »I thought I saw a young couple clinging to a round baby, but it was a bundle of trash and food«, um mal den titelgebenden Track »Stumpwork« zu zitieren. Wie schon auf dem Debüt-Album »New Long Leg« zeichnet sich Shaws Gesangsstil auch hier vor allem durch das aus, was sie nicht tut: singen etwa. Stattdessen gibt es mit überragender Lakonie vorgetragenen Spoken-Word-Rock über den Irrwitz des Alltags, der eine erstaunliche Intimität erzeugt; als ob Shaw in einsamen Nächten neben einem sitzt, um einem ihre geheimsten Tagebucheinträge ins Ohr zu flüstern. Die post-punkige Krachigkeit der Vorgängerplatte wurde auf »Stumpwork« etwas zurückgefahren, die Soundpalette dafür um Saxofon, Synthesizer und etwas, das vielleicht ein Akkubohrer sein könnte, erweitert. Eingängige Hits sucht man vergebens, aber die texturreichen Arrangements und die eigentümliche Stream-of-Consciousness-Lyrik machen »Stumpwork« definitiv zu einem der interessantesten Gitarren-Musik-Alben des Jahres! Yannic Köhler


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