Elke Schmitter
Alles, was ich über Liebe weiß, steht in diesem Buch. Einbildungsroman. München: C.H. Beck 2024. 348 S., 26 €
Elke Schmitter.
Sie ist sehr fein und melancholisch, diese Ironie, die im Titel des neuen Romans von Elke
Schmitter mitschwingt. Wer will nicht alles über Liebe wissen? Aber wie wenig dieses Wissen nützt, das in Büchern steht, das weiß nur das Ich, das sich selbst einmal rettungslos verloren hat. Helena ist erfolgreiche Künstlerin und alleinerziehende Mutter. Sie lernt Levin kennen und erlebt mit ihm ein paar wenige Tage der Verliebtheit. Eine bizarre Dynamik führt zur Trennung. In den folgenden Monaten durchlebt Helena qualvolle Zustände, sie schreibt und liest, redet mit Freunden und Therapeuten – unermüdlich verstehen wollend, wie das Geschehene und der damit einhergehende
Kontrollverlust zu deuten sei. Elke Schmitter verfolgt das Phänomen des Verliebtseins auf vielen Wegen und streut in Fußnoten aktuelle Erkenntnisse über Narzissmus, Ghosting oder das Rätsel der spontanen Anziehung ein.
Dieser »Einbildungsroman« ist vermutlich eher ein kunstvoller Aufarbeitungsroman. Helenas Tagebuchnotizen fangen nur knapp die äußeren Geschehnisse ein und konzentrieren sich ernst und integer ganz auf das Unerklärliche, das in ihr selbst stattfindet. Ein trauriger und abgründiger, aber niemals kitschiger oder pathetischer Roman, der allen Liebeskranken, Bindungstraumatisierten und Beziehungsgebeutelten
unbedingt zu empfehlen ist. Juliane Zöllner