Fall of Porcupine
Entwickler: Critical Rabbit, Publisher: Assemble Entertainment, Plattform: PC, Switch, Playstation,
Xbox, Preis: 20 €
Fabeln bergen tiefere Wahrheiten. Wenn zum Beispiel die Frettchen-Patientin im Krankenhaus mehr Schmerzmittel haben möchte, sie nicht bekommt und dann zur Arzttaube sagt: »Mein Hausarzt ist da lockerer als Sie«, dann ist das definitiv wahr, ein Satz aus der Wirklichkeit. In Videospielen aber war er bisher eher nicht zu hören.
Denn das ist eine traurige Wahrheit über Videospiele: Viele von ihnen wollen etwas erzählen, nehmen die Herausforderung aber nicht so richtig ernst und scheitern am Versuch. Deswegen ist »Fall of Porcupine« ein Glücksfall. Ein Kölner Studio mit Filmerfahrung macht ein narratives Spiel, das von seinem Drehbuch lebt. Die Dialoge des Spiels klingen von der furchteinflößenden Frau am Empfang bis zur letzten Traumsequenz lebensecht, wie aus der Kneipe abgeschrieben.
Und die Geschichte dazu ist wunderbar menschlich: Eine Taube kommt als frischgebackener Arzt in die Kleinstadt, freundet sich mit Kühen und Widdern an, quatscht sich durch die halbe Stadt, zweifelt an Sinn und Richtigkeit des Berufswunsches und meistert zahlreiche Herausforderungen des Alltags in Minispielen.
Insider wissen: Das gab es natürlich schon. Der Indie-Hit »Night in the Woods« ist das offensichtliche Vorbild und auch ein melancholisches Erzählspiel über Provinz und Erwachsenwerden. »Porcupine« bedient sich bei der Form, aber es erzählt seine eigene Geschichte, die von ihren witzigen und wahren Dialogen lebt. Jan Bojaryn