Wie machen die das? Die Welle vielversprechender frischer Bands aus Großbritannien reißt einfach nicht ab. Da braucht es schlicht keine Reunion von Oasis, geschweige denn ein neues Album, wenn
der stete Nachschub an Neuem doch viel spannender ist. Schon Radiolegende John Peel wusste: Das Leben ist zu kurz für alte Musik. Schmelztiegel ist dabei seit einigen Jahren der Süden von London.
Hier fanden sich auch Fat Dog zusammen und fühlen sich trotzdem keiner Szene zugehörig. Vielmehr finden sie ihre Nische irgendwo zwischen Prodigy, Underworld, Fontaines DC und Big Special: Sprechgesang und Beats und eine unbändige Energie, die sich im Lockdown aufgestaut hat. Der Ravegestus, den sie leben, ist dabei klar verortet in den Neunzigern, gekreuzt mit Gabba und der Partypower von Klezmer und Ska. Das ist breitbeinig, rotzig und höchst infektiös.
Die Energie ihrer Live-Auftritte traf von Anfang an auf ein ausgehungertes Publikum. Das dadurch entstandene Momentum brachte ihnen eine erste, von James Ford (Blur, Depeche Mode) produzierte EP ein und schließlich den Plattenvertrag beim traditionsreichen Label Domino. Das Debüt erfüllt nun alle Erwartungen, ist dick aufgetragen und sprengt selbstbewusst Geschmacks- und Genregrenzen. 35 Minuten Ekstase. Nach diesen ersten, atemlosen neun Stücken darf man höchst gespannt sein, wohin die Reise geht. Hoffentlich bald auch wieder auf unsere Bühnen. Lars Tunçay