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Fire Emblem: Three Houses

Fire Emblem: Three Houses

Stirb, alter Schwede

Preis: 60 €

Junge Menschen sind so hoffnungsvoll, so optimistisch. So dumm. Sie knüpfen zarte Bande, entwickeln erste Rivalitäten, und dann verlieren sie sich schon wieder aus den Augen. Erst, wenn sie sich fünf Jahre später zum Klassentreffen wiedersehen, begreifen sie die eigene Naivität. Aber dann ist es zu spät. Das ist die Geschichte von »Fire Emblem: Three Houses«, einem japanischen Taktik-Rollenspiel im Anime-Stil. Bisher ging es bei den Fire-Emblem-Spielen darum, dass Spieler sich mit ihren Einheiten anfreunden, dass ihnen ein paar tragisch wegsterben und dass alle zusammen einen verworrenen Fantasy-Krieg durchstehen. Alle wuchsen daran, gelegentlich wurde geheiratet. Das wurde nicht hinterfragt, das war eben so. »Three Houses« beschert der Serie eine in Videospielen zu selten gewonnene Einsicht: Krieg ist schlimm. Den Effekt erreicht das Spiel, indem es ungewohnt persönlich wird. Wir lernen unsere Opfer erst kennen und lieben. Als neue Lehrperson an einem Elite-Internat müssen wir die Teenager zuerst ausbilden und schließen uns dabei einem von drei Herrschaftshäusern an. Die Wahl wirkt eher willkürlich, die brodelnden politischen Spannungen werden erst im Nachhinein eingeführt. Die Systeme hinter dem Spiel sind komplex. Simuliert wird ein kompletter Schulalltag mit Lehrbetrieb und Nebenbeschäftigungen, ein dichtes soziales Netz. Dann, ungefähr nach der Hälfte des Spiels, springt die Handlung fünf Jahre in die Zukunft und in den offenen Krieg zwischen den drei Häusern. Jetzt ziehen wir mit unseren alten Musterschülern in den tödlichen Kampf gegen frühere Klassenkameraden. Sonst ändert sich wenig. Wirklich unheimlich wirkt der Krieg gegen die alten Kollegen, weil er genauso gespielt wird wie die erste Hälfte. Die Kämpfe bis dahin haben Spaß gemacht, und sie tun es noch immer. Sie werden sogar besser, fordernder, und sie geben unseren Truppen eine Bühne, um ihre neuen Stärken vorzuführen. Aber jetzt sind die Kämpfe tieftraurig, so schön sie sich auch spielen. Wie befriedigend kann ein kritischer Treffer sein, wenn damit die sympathische Schlafmütze von damals ausradiert wird? Die lebendig geschriebenen, gut ausgearbeiteten Gegner kennen wir noch, wir haben gemeinsam Tee getrunken, waren Angeln, haben gegärtnert, und jetzt treiben wir Lanzen und Äxte in ihre Leiber. Ihre Tode werden mit der gebotenen Melodramatik inszeniert. Auch die Musik ist zum Heulen. Am Ende sitzen die Lehrkörper seufzend vor der Spielkonsole. Was haben sie selbst gelernt? Wie man zum Mörder wird. Jan Bojaryn


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