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Graham Swift

Graham Swift

Nach dem Krieg. Erzählungen. Aus dem Englischen von Susanne Höbel. München: DTV 2025. 296 S., 25 €

Graham Swift.

Deutsche Leserinnen und Leser konnten den großartigen englischen Romancier und Erzähler Graham Swift seit den achtziger Jahren in deutscher Übersetzung kennenlernen; seine Romane wurden im Feuilleton hochgelobt und mit bedeutenden Preisen ausgezeichnet. Im Zentrum all seiner Bücher steht die Wirkung des Erinnerns auf das Leben durchschnittlicher Menschen der englischen Mittelschicht, deren Schicksale er mit Ereignissen der jüngeren Zeitgeschichte verwebt. Diese historisch-biografischen Wechselwirkungen prägen auch die zwölf Kurzgeschichten in »Nach dem Krieg«. Swift spürt den Kollateralschäden nach, mit denen Kriegs- und Gewalterfahrungen die Lebensrealität und die Gefühlslagen seiner Protagonisten auf Dauer versehren. Er versteht es, aus scheinbar nebensächlichen Begebenheiten oder dem Sentiment, mit dem wiederentdeckte Gegenstände aufgeladen sind, Erinnerungen an traumatische Erlebnisse, aber auch an glückliche, jedoch vergangene Zeiten freizusetzen. Gewalterfahrungen im Krieg werden solange an die nächste Generation weitergegeben, bis diese Spirale durch Konfrontation mit der eigenen Vergangenheit durchbrochen wird – ein deutscher Beamter mit Wehrmachtvergangenheit übernimmt etwa historische Verantwortung, weil er einen jungen britischen Soldaten auf der Suche nach seinen jüdischen Vorfahren begleitet. Mit Empathie und Menschenliebe konfrontiert Graham Swift uns in präzise beobachteten Momentaufnahmen mit den Versuchen seiner Heldinnen und Helden, aus dem Schatten der eigenen Vergangenheit in eine hellere Zukunft zu treten. Hartmut Mangold


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