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Gunda Windmüller

Gunda Windmüller

Yoga. Wie es wurde, was es ist. Kulturgeschichte eines globalen Phänomens. Hamburg: Rowohlt Polaris 2025. 304 S., 24 €

Gunda Windmüller.

Yoga ist heute allgegenwärtig und wirft dennoch Rätsel auf: Wie wurde aus der spirituellen Philosophie ein weltweites Phänomen? Mit viel Wumms schreibt die Amerikanistin, freie Journalistin und praktizierende Yoga-Lehrerin Gunda Windmüller eine spannende Kulturgeschichte. Dafür hat sie sich selbst auf Reisen begeben und weiß zahlreiche illustre Episoden, Erkenntnisse und Anekdoten zu teilen. Im gesetzten Plauderton, mit viel Witz und nie trocken, füllt sie die Seiten mit Transformationsgeschichten und stellt fehlgeleitete Mythen richtig. Dabei entsteht ein Bild über Yoga, das auch unschöne Seiten der Selbstkasteiung, der männlichen Kontrolle und eines historisch problematischen Frauenbildes darlegt. Mit Seitenhieben auf Harry Potter, Taylor Swift und fehlgeleiteten Körperkult bleibt das, was die Wahlberlinerin eine »unmögliche Geschichte« nennt, immer spannend und überraschend. Von den Upanishaden (einer Sammlung philosophischer Texte des Hinduismus) bis hin zu Yoga als nationalistischem Auftrag bei Premierminister Narendra Modi und »Indiens Version von Donald Trump«, Baba Ramdev, zeichnet die Autorin den Wandel von der spirituellen Philosophie hin zur sozialen Praxis nach. Am Ende dieser wilden Reise von Kolkatta nach Jena steht eine konfliktreiche Geschichte, die Yoga als globales Kulturphänomen und Ausgeburt des »Karma-Kapitalismus« beschreibt. Allerdings bleibt bei Windmüller Yoga auch eine Praxis, die Raum für kreative Entfaltung bietet und doch auch Teil einer gegenwärtigen Bewegung der Singularisierung ist. Yoga sei schlussendlich nur in »Orten und Kontexten« zu verstehen. Und doch: Mit David Hume, kosmischer Energie und etwas himmlischer Fügung gelingt Windmüller auf den letzten Seiten erfolgreich die Reise zum Selbst. Marcel Hartwig


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