anzeige
anzeige
Hendrik Otremba

Hendrik Otremba

Riskantes Manöver

Riskantes Manöver

Messer-Sänger Hendrik Otremba wurde im Vorfeld der Veröffentlichung seines ersten Soloalbums nicht müde zu betonen, dass seine Stammband trotz des eingeschlagenen Solopfades weiterhin existieren würde, man gerade gar an einem neuen Album arbeite. Keine Frage: Die Liste jener Sänger, die die erste Soloplatte als Sprungbrett genutzt haben, um sich des alten, lästig gewordenen Kollektivs zu entledigen, ist lang. Otremba hingegen hat sich für den Soloweg entschieden, weil sich über die Jahre Ideen, Melodien, Fragmente und Songs angesammelt haben, die bei Messer aus verschiedenen Gründen keinen Platz gefunden haben. Und tatsächlich wird auf »Riskantes Manöver« musikalisch neues Terrain betreten, das sich explizit von den bisherigen Messer-Platten unterscheidet – insbesondere vom funky-dubbigen Sound von »No Future Days«. Stattdessen verbindet Otremba hier chansoneske Songs mit gelegentlichen Industrial- und Noise-Explosionen, die in der Verbindung mehr als einmal an die Einstürzenden Neubauten erinnern. Nicht umsonst sprach Otremba im Vorfeld davon, dass das Album musikalisch die härtesten und zugleich zerbrechlichsten Elemente in seiner musikalischen Laufbahn vereine. Exemplarisch genannt werden können an dieser Stelle die wunderschön-intime Piano-Ballade »Bargfeld« sowie die brutal-verzerrte Doom-Walze »Nektar, Nektar«, deren simples wie zugleich eindringliches Gitarrenriff in Kombination mit Otrembas verzweifeltem Höllengeschrei wie eine Reinkarnation Black Sabbaths aus den frühen Siebzigern daherkommt. Höhepunkt der Platte ist aber zweifellos das Duett mit Die-Heiterkeit-Frontfrau Stella Sommer in »Smog in Frankfurt«, einem überragenden Remake des Schlager-Hits von Michael Holm aus dem Jahr 1974. »Welten sollen aufeinanderprallen«, hat Otremba in Bezug auf seine neue Platte gesagt. Das ist ihm zweifellos gelungen, und man möchte hinzufügen, dass durch die Kollision gar eine neue Welt entstanden ist – wenigstens für die Dauer dieses Albums. Luca Glenzer


Weitere Empfehlungen