Herbert Blomstedt/Gewandhausorchester
Brahms: Sinfonie Nr. 2
Brahms: Sinfonie Nr. 2
94 Jahre ist Herbert Blomstedt in diesen Tagen geworden. Ein Alter, angesichts dessen manche Rezensenten zu eigenartigen Vergleichen neigen. Aber Hand aufs Herz: Schon, weil der Autor dieser Zeilen nicht nur halb so alt, sondern auch nur halb so fit wie der drahtige Ehrendirigent des Gewandhausorchesters ist, verbieten sich derartige Bezüge. Und wer wirklich ehrlich ist, wird kaum Unterschiede erkennen zwischen dem heutigen Blomstedt und jenem, der vor 30 Jahren kurz vor dem gesetzlichen Rentenalter stand. Der Schwede, das Gewandhaus und Brahms – das ist eine kongeniale Verbindung. Für Pentatone hat Blomstedt nun die Zweite des Romantikers eingespielt. Wunderbar souverän, ohne eitlen Tand, den manche Kollegen etwa im
Schlusssatz präsentieren. Stattdessen ordnet der Dirigent alles der Musik unter und weiß das Gewandhausorchester zu nutzen, denn der Klang baut auf der warm tönenden Bassgruppe auf. Eine Scheibe, bei deren Blindtest man sofort das Ensemble erkennt und auch schnell auf den richtigen Dirigenten tippt: So ausgewogen lässt wirklich nur Herbert Blomstedt musizieren. Hagen Kunze