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Horsegirl

Horsegirl

Phonetics on and on

Phonetics on and on

Vergleichsweise kurz währte die allgemeine Begeisterung um Noise-Pop-Bands wie The Breeders, Pixies oder Pavement, die aus den späten Achtzigern in die frühen neunziger Jahre hinüberschwappte. Dass diese Phase der Musikgeschichte dennoch ihre Spuren hinterlassen hat, ist insbesondere in den vergangenen Jahren wieder deutlich spürbar gewesen: Neben Bands wie Soccer Mommy, Snail Mail oder Slow Pulp ist das US-amerikanische Trio Horsegirl ein gutes Beispiel dafür. Dass die drei nach ihrer Gründung 2019 zunächst Songs ihrer Lieblingsband Sonic Youth coverten, hört man insbesondere ihrem 2022 erschienen Debüt »Versions of Modern Performance« an. Nun, knapp drei Jahre und einen Umzug von Chicago nach New York City später, folgt mit »Phonetics on and on« das Zweitwerk des Trios. Doch anders als beim Vorgänger standen dieses Mal eher Bands wie Yo La Tengo oder Stereolab Pate. Das macht sich insbesondere an der stärkeren Präsenz cleaner Gitarren bemerkbar. Dadurch wird offenbar, was man auf dem Debüt bereits in Ansätzen erahnen konnte: Nämlich, dass die Songs von Horsegirl im Kern astreine, bewusst verhinderte Folknummern sind. Stücke wie »In Twos«, »Well I know you’re shy« oder »Switch over« hört man dabei nicht deshalb so gerne, weil man sie so oder so ähnlich vorher noch nie gehört hätte – das Gegenteil ist der Fall. Was der Band aber tatsächlich gelingt – und dahingehend war der mediale Hype um Horsegirl vor drei Jahren nicht unberechtigt –, sind Songs, die sich bereits nach einmaligem Hören tief in die Gehörgänge einnisten. Das allein ist eine Qualität, die nur selten erreicht wird. Einen Preis für das innovativste Album des Jahres wird die Band damit zwar nicht einfahren. Doch einen für das beste vielleicht schon. Luca Glenzer


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