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Hypochondrische Ängste

Hypochondrische Ängste

Real Authentic Berlin Street Love

Real Authentic Berlin Street Love

Die Trommel wirbelt und treibt den stolpernden Bass voran. Es folgen die Bewusstseinsströme von Jorinde Minna Markert, deren Assoziationen nur so sprudeln und Hörerinnen und Hörer allzu leicht mitreißen. Mit ihren Texten baut sie Kulissen, Kostüme, Dialoge und Stimmungen, formt so ganze Szenen, um die titelgebende »Real Authentic Berlin Street Love« zu beleben. Der Vergleich kommt nicht von ungefähr, denn Markert arbeitete als Schauspielerin, schreibt nun fürs Theater und ist frische Absolventin des Deutschen Literaturinstituts in Leipzig. Die Stücke erzählen beispielsweise davon, wie es ist, eine Liebesbeziehung neu auszuloten: »Du so Negation, du Postpostrevolution / Du so Kaffee aus Gerste und Milch ungeschäumt / Du so ungesüßt, du so ungeträumt / Ich so: Hab dich so gern! / Du so: Du hast mich nicht / Haben hat nur der Konzern«. Die verbalen Eindrücke sausen in einer bemerkenswerten Geschwindigkeit vorbei, passen ganz gut zur Schnelllebigkeit unserer Zeit. So grenzt sich die Wirkung der Spoken-Word-Kunst deutlich von namhaften Personen aus dem Genre ab, wie etwa Kae Tempest oder Mira Mann, die sich mehr darauf besinnen, ihre Worte atmen, wachsen und viel gediegener wirken zu lassen. Zu den Texten hieven Hypochondrische Ängste mittels Gitarre, Vibrafon, Bass und Drums zumeist hektische, bisweilen auch ruhig flirrende Klanggefilde ihren Hörerinnen und Hörern über – und das beeindruckt durchgehend. Claudia Helmert


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