Indiana Jones und der Große Kreis
Entwickler: Machine Games, Publisher: Bethesda, Plattform: PC, Xbox Series S/X, PS5 (später), Preis: 80 €
Noch immer gelten Spiele als Jugendmedium. Dass längst in allen Altersgruppen gespielt wird, ist ein alter Hut, der aber nicht so recht durchdringt. Vielleicht wird es mit diesem Hut anschaulicher: »Indiana Jones und der Große Kreis« ist Microsofts wichtigster Titel der Saison und ganz klar ein Ü40-Spiel. Von der ersten Szene an setzt das Action-Adventure darauf, dass alle sich an die berühmte Eröffnungsszene von »Jäger des verlorenen Schatzes« erinnern; die mit der großen Steinkugel. Die Szene wurde nämlich komplett nachgebastelt! Das ist technischer Fortschritt: Eine Jugenderinnerung so nah am Original nachbauen, dass sich alle daran erinnern und nostalgisch werden. Der Effekt funktioniert allerdings nur, wenn man die Szene wirklich schon auswendig kennt.
Der erste Indy kam im Herbst 1981 in die Kinos. Er ist durchaus das eine oder andere Jahrzehnt relevant geblieben, doch heutige Kinder denken angesichts rollender Steinkugeln eher an muffige Geisterbahnen und vielleicht noch an das Handyspiel »Temple Run«. »Indiana Jones« ist für sie vor allem ein Skin in »Fortnite«. Für das ältere Zielpublikum ist nicht nur der Stoff nostalgisch, auch die Spielidee: Der draufgängerische Archäologie-Professor klaut sich mit Peitsche, Charme und Schweißfahne zurück, was »Tomb Raider« und »Uncharted« aus seinen Filmen
abgeschaut haben. Von überall stiehlt er Schätze, damit sie bei den Guten ins Museum
kommen, anstatt von Nazis erbeutet zu werden. Mit dem »Großen Kreis« geht es trotz des öden Titels um ein gutes, besonders großes Rätsel. Wer es vor den Bösen lösen will, muss eilig um die Welt reisen. Auf in den Zeppelin!
Der interaktive Groschenroman im Stil der dreißiger Jahre bietet höchste Handwerkskunst. Indy ist makellos in Szene gesetzt. Er rätselt und kämpft nicht nur, er
muss auch klettern und schleichen. Und er kann ein ganzes Arsenal von Gebrauchsgegenständen verwenden, um ahnungslosen Nazi-Wachen eins über den Schädel zu ziehen. (...) Jan Bojaryn