Monument Valley 3
Entwickler: Ustwo, Publisher: Netflix, Plattform: Android, iOS, Preis: im Netflix-Abo ohne Zusatzkosten
Dieses Rätselspiel über versunkene, unmögliche Ruinen im Stil M. C. Eschers ragt überraschend als Fortsetzung einer lange vergessenen, besseren Vergangenheit aus dem Sumpf der Handyspielelandschaft. Damals waren Tablets wie das Ipad aufregend und neu. Vielleicht, so schien es, wäre ein leuchtender A4-Touchscreen das digitale Medium der Zukunft. Menschen würden den kreuzer als animierte Offenbarung laufend frisch aus dem Äther beziehen.
Teil eins von »Monument Valley« erschien 2014, verkaufte auf Apple-Geräten über eine Million Exemplare, gewann zahllose Preise – und entpuppte sich eher als der Anfang vom Abschied. Das 2010 erschienene Ipad wurde von billiger Free-to-Play-Ware überschwemmt. Gut kuratierte Fundstücke schrumpften dagegen bis zur Irrelevanz. Heute ist der Markt praktisch tot. An der Misere vorbei finanziert wurde »Monument Valley 3« von Netflix, es erscheint exklusiv für Kunden.
Vielleicht fühlt sich die Fortsetzung deswegen an, als hätten Archäologen sie auf einem alten Pad entdeckt. Wie früher wird mit wenigen Worten eine melancholische Geschichte erzählt, die über Trauer und Tod hinweg ein Licht in der Welt anzündet. Die Allegorie lebt dicht an der Grenze zum Kitsch, ist aber entwaffnend umgesetzt. Wieder folgt die junge Noor dem Tippen des Fingers auf dem Touchscreen und wieder muss die Welt an allerlei Schaltern und Hebeln hin und her gedreht werden, damit sich unmögliche Pfade öffnen. Die Magie zündet immer noch. Jan Bojaryn