Die Welt stand Kopf, als plötzlich und völlig unerwartet am 1. Januar 2021 die neue Single »Apocalypse or Revolution«der wienerischsten Band Berlins – Ja, Panik – über die Timeline flimmerte. Und siehe da: Für einen kurzen Moment dachte man, nun wird alles wieder gut. Heute wissen wir zwar, dass es anders kam. Und dennoch wäre gegenwärtig alles wohl noch
trister, wenn Ja, Panik weiter im Off-Modus geblieben wäre. Denn danach sah es zwischenzeitlich tatsächlich aus: 2014 erschien das vorerst letzte Album »Libertatia«, 2016 folgte zum 10-jährigen Bandjubiläum mit »Futur II« ein Buch, in dem Sänger und Kopf Andreas Spechtl zwischen den Zeilen bereits das Ende der Band zu verkünden schien. Damals hatte er sich mit seinem Soloprojekt schon längst vom Konzept der Rockband abgewandt. Und auch »Die Gruppe«, das Comeback-Album vor drei Jahren, war allen großen Momenten zum Trotz noch deutlich von Spechtls Vorliebe für elektronische Experimente geprägt. Davon ist auf »Don’t play with the rich Kids«, dem neuen, mittlerweile siebten Album der Band, nichts mehr zu spüren: Schon im ersten Song »Lost« werden einem die Gitarren in einer Derbheit um die Ohren geknallt, wie man es zuletzt auf dem 2007er-Album »The Taste and the Money« erlebt hat. Ja, Panik sind wütend, und wer die Band kennt, den wird das im Angesicht des gesellschaftlichen Status quo nicht überraschen. Was sie dabei aber maßgeblich vom Gros der allzeitwütenden Rockbands unterscheidet, ist die breite Klaviatur an Emotionen, die das Quintett nach wie vor im Schlaf beherrscht. Immer wieder offenbart Spechtl dabei Verletzlichkeit und seelische Abgründe: »Immer wieder glaube ich: / I found myself / Und dann bin ich’s wieder nicht«, heißt es in der Vorabsingle »Kung Fu Fighter«. Doch auch Trost findet man, (...)
sucht, wie etwa im epochalen Abschlusssong
»Ushuaia«: »Wenn ich nicht schlafen
kann, singst du mich in den Schlaf.« Nach
Schlafen ist einem nach dem abschließenden
psychedelischen Gitarreninferno Luca Glenzer