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Jan Gerdes

Jan Gerdes

East-West-Central-South

East-West-Central-South

Mit seinem neuesten Album stellt Jan Gerdes eine persönliche Auswahl afrikanischer zeitgenössischer Klaviermusik aus dem Zeitraum 1987–2022 vor – die im Kontext westeuropäisch-amerikanisch geprägter Neuer Musik durchweg vertraut und recht traditionsbewusst wirken. Deren sechs Komponistinnen und Komponisten stammen aus Südafrika, Äthiopien, Nigeria und dem Kongo. Den meisten Klavierstücken liegt dabei eine klangorientierte, postimpressionistische Haltung zu Grunde. Umso mehr freut sich der Hörer an punktuell aufleuchtenden individuellen Seitenwegen, musikalischen Randbemerkungen, Strukturen und besonderen Rhythmen. Clare Lovedays (*1967) erste Johannesburg-Etüde eröffnet die Platte dabei recht eigenwillig, mit rauen, dichten Akkordmustern, die sich – nach immer mehr Raum greifend – energetisch und irregulär pulsierend über die gesamte Klaviatur ausdehnen, während sich Lovedays kontemplativere Etüde Nr. 2 eher mit Nachklängen und Resonanzen beschäftigt. Atmosphärisch sind auch die drei Stücke »Schau-fe(r)n-ster« von Andile Khumalo (*1978), denen man die klangorientierte Prägung durch Komponisten wie Salvatore Sciarrino oder Tristan Murail anhört, die Jan Gerdes nuancenreich auslotet. Mit Chidi Obijiako (*1990) durchwandert man bei »A Walk in a misty Morning« verschiedene unerwartet auftauchende Situationen in einer Stadtlandschaft – teils klanglich, manchmal eher rhythmisch grundierte Bilder. Den fünf charaktervollen Miniaturen von Ezra Abate Yimam (*1961) liegt ein nahezu ungebrochen romantischer Gestus zugrunde. Jan Gerdes stellt das Repertoire mit viel Sinn für Charakter, Klangfarbe und die individuellen Besonderheiten jeder einzelnen Komposition vor. Anja Kleinmichel


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