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Kae Tempest

Kae Tempest

The line is a curve

The line is a curve

Ab wann wird eine Linie zum Kreis und hört auf, eine Linie zu sein, nur weil sie sich biegt? Ab wann wird ein Sandkorn zum Haufen, wann ein Push zum Flow, ein Gestoßenwerden zum Antrieb? Kae Tempest wirft auf dem fünften Studioalbum »The line is a curve« das »T« des Vornamens endgültig über Bord und verhandelt fließende Übergänge, die Widersprüche aufheben. Einer der offensichtlichsten Widersprüche oder Gegensätze ist der von Mann und Frau. Schon das Sachbuch »On Connection« von 2020 ist eine intime Auseinandersetzung mit der eigenen Person. Es fällt zusammen mit der öffentlichen Bekundung, nicht mehr »sie«, Kate, zu sein, sondern »they«, Kae. Ganz logisch knüpfen die Lyrics des aktuellen Albums an diese Verweigerung von Binarität an. Im geliebten Cockney-Englisch reflektiert Kae Tempest über Ungleichheiten in der Gesellschaft: über Privilegien versus Diskriminierung, über Druck versus Freiheit. So persönlich der Ausgangspunkt des Albums ist, so sehr mündet er doch in Gemeinsamkeit und Kommunikation. Auch für dieses Album sucht sich Kae gezielt Menschen zur Kooperation: Fontaines DC-Sänger Grian Chatten, Lianne La Havas oder einfach ausgesucht sympathische Menschen, wie junge Fans oder die Dichterin Bridget Minamore. Diese Gemeinsamkeit ist nur konsequent. Sie macht das Album bunter, sie zeigt, was die Lyrics sagen: Ich kann euch alleine etwas über Ungleichheit erzählen, klar, aber wenn ich etwas verändern möchte, brauch ich auch euch dazu. Müssen wir viele sein. Kerstin Petermann


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