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Karies

Karies

Tagträume an der Schaummaschine I

Tagträume an der Schaummaschine I

Die Schaummaschine sorgt für euphorische Stimmung auf Dorfpartys und in der Großraumdisko. Wo andere Wodka-Red-Bull aus Plastikbechern trinken und sich halb-rhythmisch zu den aktuellsten Chart-Tracks verrenken, verliert sich die Stuttgarter Band Karies in ausgedehnten Tagträumen. Das jedenfalls suggeriert der Titel ihres mittlerweile vierten Albums: »Tagträume an der Schaummaschine I«. Wer sich als Karies-Fan der frühen Stunde nun auf krachige Post-Punk-Sound-Gewitter gefreut hat, könnte enttäuscht sein. Denn der Nachfolger des 2018 erschienenen Albums »Alice« ist deutlich Synthie-lastiger, elektronischer und Pop-orientierter geraten. Klar, verzerrte Gitarren gibt es auch hier zur Genüge, tragendes Element der Songs sind allerdings eher die elektronischen Sound-Landschaften, für deren Produktion vor allem Paul Schwarz (seit 2018 Drummer der Band) verantwortlich zeichnet. Zusammen mit den gewohnt kryptischen Karies-Lyrics erschafft »Tagträume an der Schaummaschine I« eine sehr eigentümliche, surreale, quasi traumhafte Atmosphäre, die durchaus gut zur Band passt. Man kann darin versinken wie in warmen, Stroboskoplicht-durchzuckten Schaumtürmen, während einen nicht mehr interessieren muss, was DJ Uwe weit hinten an den Plattentellern der Realität so veranstaltet. Die Texte wirken wie beiläufig aufgeschnappte Fetzen aus einer fernen Traum-welt: »Hab ich Angst? Lieg ich wach?« – wer hat sich das nicht schon mal gefragt, morgens bei Sonnenaufgang nach dem siebten Wodka-Red-Bull? »Alles oder nichts versäumen?« – Was denkst du, DJ Uwe, was denkst du? Yannic Köhler


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