Kissing Disease
Erster Kuss
Erster Kuss
Die düsteren Melodien der Synthesizer schmiegen sich an die repetitiven Drumsounds, während die Gedanken des lyrischen Ichs verloren, sehnsuchtsvoll und ziellos kreisen: »Meine Farben reichen nicht, um mir eine Dystopie auszumalen ohne dich«. Mit dem ersten Song »Exil« taucht die Gruppe Kissing Disease ihre Umgebung in Melancholie, die nicht nur aus dem Sound, sondern auch aus den Texten tropft. »Sollen die Geister mich doch holen«, entgegnet die NNDW-Künstlerin Larasüß nonchalant, die den Song featurt.
Die Band setzt mit ihrem Namen auf die Ambivalenz, die in Kissing Disease mitschwingt: zum einen das Lustvolle, das man hinter einer Kusskrankheit vermuten vermag – das übrigens in dem treibenden Track »Kusskrank« anklingt –, zum anderen auch der Schmerz, die ganz profane Übersetzung mit »Pfeiffersches Drüsenfieber«, eine Infektionskrankheit, die durch Speichel übertragen werden kann, also auch durchs Küssen. Sehnsucht und Schmerz sind obendrein die Themen der Debüt-EP »Erster Kuss«.
Wie durch die Künstlerinnen und Künstler Edwin Rosen, Modular und Skuppin – um nur einige Beispiele zu nennen – schwappt mit Kissing Disease aus Halle die Neue Neue Deutsche Welle einmal mehr über. Und es lohnt sich, sich auf den selbst gebauten, tanzbaren Synthietönen, die den Charme der Dark-Wave-Klänge und der 80s versprühen, treiben zu lassen. Claudia Helmert