Er ist einer der ganz Großen, und er hat sich mit Studioaufnahmen rar gemacht. Dass der polnische Pianist Krystian Zimerman kaum CDs veröffentlicht, ist seinem Anspruch geschuldet – nicht nur, weil er in Sachen Stilistik kaum etwas dem Zufall überlässt. Selbst bei der Instrumentenwahl kennt er keine Kompromisse und spielt ausschließlich an seinen eigenen
Flügeln der Marke Steinway. So horcht die Musikwelt auf, wenn sich der Pole 32 Jahre nach der unglücklichen Ersteinspielung aller Beethoven-Konzerte – der Dirigent Leonard Bernstein verstarb mitten in der Produktion – nun noch einmal dieser Zentralwerke des Repertoires annimmt; diesmal mit Simon Rattle und dem London Symphony Orchestra. Die Kombination darf man kongenial nennen: Zimermans artikuliertes Spiel, das den Konzerten außergewöhnliche Lesbarkeit verleiht, vereint sich mit Rattles lyrischem Dirigat, das den Pianisten auf Händen trägt und dennoch darauf achtet, dass jede Linie im Orchester hörbar wird. Sicher: An Einspielungen dieser Werke mangelt es keineswegs. Aber diese CD-Box bekommt einen Ehrenplatz im Regal. Hagen Kunze