Larry June, The Alchemist
The Great Escape
The Great Escape
San Francisco – so faszinierend die Stadt ist – kann sehr eng, laut und stickig sein. Lokalheld und Szene-Größe Larry June hat das zum Anlass genommen, eine Flucht zu planen. Dafür hat er sich keinen geringeren als die Producer-Legende The Alchemist eingepackt und ist mit festem Griff um das lederummantelte Lenkrad eines teuren Sportwagens in die Berge Malibus gefahren, um »The Great Escape« aufzunehmen. Das Album, so viel sei verraten, klingt genauso, wie man sich einen Roadtrip entlang des unwirklich schönen Highway 1 der kalifornischen Küste vorstellt. Alchemist liefert mit seinen Produktionen die perfekten Beats, die sich mitunter aus verspulten Jazz-Samples und Siebziger-Jahre-Filmmusik zusammensetzen. Neben seinem Gespür für unkonventionelle, mitunter fordernde Samples ist die größte Stärke des Produzenten, den Künstlern die richtige Bühne für ihr Können zu schaffen. Bei Larry June sind das Beats, die seinen extrem coolen und abgeklärten Flow ergänzen. June hebt die Stimme nur, um eine von seinen eingängigen Hooks zu singen, die man ihm vor dem Album nicht unbedingt zugetraut hätte. Lyrisch weiß der Rapper ebenfalls zu überzeugen. Es gibt wohl wenige Musikerkollegen, die sowohl mit Luxusgütern als auch dem Genuss von Fruchtsmoothies nach dem Morgenspaziergang angeben können: »Drinking Juice in the Morning, calculate an hun’« (»89 Earthquake«). Auch die Features überzeugen: Vor allem die Songs mit Action Bronson, Curren$y und Wiz Khalifa zeigen, dass der Kalifornier bereit ist für die große Bühne. Jan Müller