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Lucrecia Dalt

Lucrecia Dalt

A Danger to Ourselves

A Danger to Ourselves

Spätestens nachdem »¡Ay!« 2022 vom renommierten britischen Fachmagazin The Wire zum Album des Jahres gekürt wurde, war Lucrecia Dalt zumindest szeneintern in aller Munde. Die auf dem Album zwar immer mal klaustrophobische, entrückte Ästhetik schuf eine sonderbare Behaglichkeit, die bei aller Zerstreuung auf Dalts zentrale Stimme zurückgeht. Für die ebenso zentrale Perkussion war Alex Lázaro verantwortlich, der Dalt auch auf ihren ausgedehnten Touren begleitete und auf »A Danger to Ourselves« wieder für die vielstimmige Rhythmik verantwortlich ist. Das im Studio ihres Partners David Sylvian – der in Kreisen komplizierter Musik Legendenstatus hat und dessen Färbung man unschwer heraushört – aufgenommene Album ist das Ergebnis akribischer Arbeit. Jede noch so willkürlich und beiläufig erscheinende Entscheidung, jeder Gitarrenknarz, jeder Flaschenhals und natürlich jede stimmliche Betonung ist bewusste Setzung. Die Spannbreite der äußerst dichten und atmosphärischen Stücke geht von folkloristischeren Songs wie »Amorcito caradura« über dekonstruierten Bolero wie auf dem Liebestingeltangel-Duett mit Sylvian, »Cosa rara«, bis hin zu weit ausholenden, hallenfüllenden Hymnen wie »Hasta el final«. Jeder Song wäre einen eigenen Text wert, so divers sind sie in den erzeugten Stimmungen. Überall gibt es etwas zu entdecken, auch nach zehn Umdrehungen hört man noch neue Nuancen heraus. Die kolumbianische Ex-Wahlberlinerin ist nach ihrem Erfolg mit »¡Ay!« ein schwieriges Erbe angetreten, das ihr aber auch dank künstlerischer Unterstützung durch Sylvian und Lázaro grandios gelungen ist. Philipp Mantze


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