anzeige
anzeige
Lyra Pramuk

Lyra Pramuk

Hymnal

Hymnal

»A cappella is dead« hörte man seit dem traurigen Niedergang der legendären Backstreet Boys ob ihrer einst herzerwärmenden Live-Einlagen durch die Straßen raunen. 2020 durfte die Welt beziehungsweise ein mikroskopischer Ausschnitt davon dann nach Björks famosem Zwischenspiel »Medulla« einen weiteren unerwarteten Wiederbeatmungsversuch des Genres bezeugen. Er hörte auf den Namen »Fountain«, kam in Gestalt von Lyra Pramuks Debütalbum daher und fand seine Signatur in umherschwirrenden und bedarfsgerecht aufgeschichteten Stimmfragmenten. Auch auf dem Nachfolger »Hymnal« setzt Pramuk ihre Stimme als zentrales Instrument ein, während auf Lyrics wiederum quasi gänzlich verzichtet wird; Form schlägt bedeutsamkeitsfixierten Authentizitismus. Im Kernstück »Oracle« werden so zum Beispiel zur Unkenntlichkeit verzerrte Laute auf Repeat und voll in den Dienst seiner auratischen Qualitäten gesetzt. Das folgende »Babel« erinnert in seiner humanoid röhrenden Bassatmosphäre an Fever Ray, bevor es im chamberesken »Meridian« plötzlich aufklart und Pramuk die einzig wirklich verständlichen Worte des Albums in die allgemeine Bläser- und Streichergemengelage haucht: »Licking the sun / Licking the soil«. Nur um diese Sonne in »Gravity« prompt wieder in ein schwarzes Nichts zu versenken und fast schon Endzeitstimmung heraufzubeschwören. »Hymnal« lässt gekonnt verschiedene Soundsensibilitäten ineinanderfließen und präsentiert sich als beeindruckende Fortführung der hoffentlich noch um einige Kapitel zu erweiternden Diskografie Pramuks. Peter Zeipert


Weitere Empfehlungen