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Markéta Pilátová: Der Held von Madrid

Markéta Pilátová: Der Held von Madrid

Markéta Pilátová: Der Held von Madrid. 80 S.

»Ich war Antifaschist. Die Kommunisten haben das Ganze zwar organisiert, aber sie waren in der Minderheit, zumindest die tschechischen. Comprendes, wir waren vor allem Antifaschisten. Wir wollten Franco stoppen und dann Hitler.« – Diese Sätze lesen sich wie ein Kommentar auf die unsägliche #Nazis-Raus-Debatte und die Behauptung, antifaschistisch hieße linksradikal. Leute, die das behaupten, denen würde František etwas husten. Also eigentlich nennt sich der Tscheche Francisco, weil er so in Spanien geheißen hat und die Erinnerungen an seine Zeit dort ihm die liebsten, weil hitzigsten sind. Francisco ist nämlich ein Internationalist, hat in den Internationalen Brigaden gegen die Faschisten gekämpft. Doch ist nicht nur das Entsetzliche des Krieges in sein Hirn eingebrannt. Auch an so manches Abenteuer und die Nächte mit seiner damaligen Geliebten erinnert er sich gern. Ja, dieser Held und zugleich Antiheld verhehlt nicht, dass er auch aus Neugier und Tatendrang in die Ferne reiste; zum Kummer der Mutter. Mal deftig, mal sanft sind seine Schilderungen immer plastisch, gelingt es der Autorin Markéta Pilátová, einen überzeugenden Ton zu finden. In seiner Biografie – aus der Nase gezogen für ein studentisches Projekt durch eine junge Frau namens Carmen – spiegelt sich die damalige Zeit. Und der Umgang mit den Internationalisten. Denn für sie interessierte sich niemand, als sie in ihre Heimatländer zurückkehrten. Daran will dieser fast novellenartige Kurzroman, das Kopfkino eines Überlebenden, auch erinnern. Tobias Prüwer


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