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Mellie

Mellie

I Have Ideas, Too

I Have Ideas, Too

In der dritten Staffel der David-Lynch-Serie »Twin Peaks« nimmt das »Roadhouse« (eine Bar, in der in jeder Folge andere Interpreten die Bühne betreten und den Soundtrack zur jeweiligen bizarren Szenerie beisteuern) quasi die Rolle eines handlungstragenden Nebencharakters ein. Was diese Interpreten eint, ist, dass sie mit ihrem individuellen Je ne sais quoi die omnipräsente, düstere Surrealität der Erzählung verstärken. Genau diese Atmosphäre beschwört »Snail«, der Opener auf Mellies Debüt-LP »I Have Ideas, Too«: Zu einer nervösen Stakkato-Saite gesellt sich eine schleppende Gitarrenmelodie, bevor blecherne Drums und dissonanter Gesang – wie aus fremden Sphären – das Zerrbild komplettieren und die volle Aufmerksamkeit der Hörerschaft kassieren. Mellie ordnen sich selbst dem Genre Avant/Rock-Pop zu. Vergleiche mit Sonic Youth scheinen sich also aufzudrängen – würden Mellie aber nicht gerecht. Zum einen wirkt die Produktion der neun Titel auf »I Have Ideas, Too« zwar etwas weniger professionell, aber eben auch weniger bemüht-rotzig als beispielsweise auf Sonic Youths »Goo«. Zum anderen klingt das Verhältnis zwischen Vocals und Instrumentals hier eher symbiotisch als konkurrierend. Nach etwa der Hälfte des Albums wird das konzentrierte Lauschen für alle Nicht-Genre-Fans eventuell etwas mühselig, da der Aufbau der Songs stellenweise schablonenhaft anmutet. Mellies Spielfreude und die Kreativität, die sie in diesem durchschnittlich dreieinhalb Minuten spannenden Rahmen auffahren, lassen die meisten Hörenden – besonders nach dem sechsten Track »No, No, No« – sicher dennoch mit viel Lust auf einen Live-Gig der Band zurück. Laura Gerlach


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