Metaphor: Refantazio
Entwickler: Atlus, Publisher: Sega, Plattform: Playstation 4/5, Xbox Series X/S, PC, Preis: 70 €
An dieser Stelle müsste eine Rezension für das Spiel »Metaphor: Refantazio« stehen, ein völlig zu Recht allseits gefeiertes Rollenspiel eines renommierten japanischen Studios. Doch es ist vielleicht schwer, über ein Spiel zu reden, das so heißt, ohne zuerst den Titel zu verarbeiten. Für einen großen, eingeweihten Fankreis japanischer Popkultur klingt er normal. Wild montierte englische Wörter sind bei Anime oder Manga normal. Doch was ist mit den Uneingeweihten? Den Rest der Menschheit dürfte so ein Auffahrunfall bedeutungsschwerer Wortbestandteile hilflos zurücklassen. Die Erklärung ist deprimierend einfach: Das Spiel ist im Ganzen als eine Metapher angelegt und es versucht außerdem, Fantasy neu zu denken. Der Titel ist also logisch. Er ist halt nur schlecht – für englische Muttersprachler klingt er unfreiwillig komisch, für alle anderen kryptisch.
Nicht, dass westliche Spieletitel einladender wären. Der kreuzer hätte auch »Diablo IV: Vessel of Hatred« rezensieren können. Doch erstens ist der Inhalt von »Metaphor« besser und zweitens ist es auch unter den japanischen Rollenspielen ein Sonderfall: Es gehört in die Reihe japanischer Spieltitel, die ihre Inhaltsangabe auf der Zunge tragen: »Octopath Traveller«, »Triangle Strategy« und »Infinite Undiscovery« sind alle wirklich erschienen.
Die Hürde ist tragisch, denn japanische Fantasy wie diese wäre für ein viel größeres Publikum interessant. Ständig tauchen Begriffe und Motive der europäischen Kulturgeschichte auf, aber anders. Städte mischen in japanischen Rollenspielen gerne alles von Gotik bis Gründerzeit, Charaktere heißen Chopin oder Siegfried. Die Respektlosigkeit wirkt erfrischend. Jede Bedeutung kann sich hier gewandelt haben. Und mit diesen Bezügen werden weite Bögen gespannt, große philosophische Fragen gewälzt, Charaktere in Ruhe entwickelt. Je freier die Inspirationen gesampelt werden, desto origineller kann das Ergebnis ausfallen. (...) Jan Bojaryn