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Muff Potter

Muff Potter

Bei aller Liebe

Bei aller Liebe

Bei aller Liebe zur Musik. Bei aller Liebe zu den Tönen. Es gibt nun mal Bands, die sind groß, ohne groß zu sein. Einfach durch Konstanz und durch konstante Qualität. Muff Potter sind so eine Band. Das Quartett war irgendwie immer ein unverzichtbares Inventar des deutschsprachigen Punks – ohne Slime zu heißen. Ein unverzichtbares Stück Punk waren sie vor allem deshalb, weil sie musikalische Wanderer waren: Sie wanderten entlang des unguten Gefühls in der Gesellschaft. Was soll das denn nun schon wieder heißen? Dass Muff Potter sich auch auf dem neunten Album wieder ihres Markenzeichens bedienen und genau solche sprachlichen Bilder verwenden, um sich auszukotzen und anzuklagen. Die Wut auf politische Entscheidungen wird nicht am Schlagzeug ausgelassen. Der Ärger über die sozialen Zustände wird nicht rausgeschrien. Sie werden vielmehr in eindrückliche Bilder und Erzählungen gepackt: von LKW-Kolonnen, die die Schlachthöfe von Tönnies verlassen, von Weckern, die zu unchristlicher Zeit und unerbittlich klingeln. Diese Bilder waren immer schon Muff Potters große Stärke. Und fast könnte man meinen, Sänger Nagel hat in den vergangenen Jahren der (Band-)Pause seine poetischen Fähigkeiten durch die Arbeit als Schriftsteller noch verfeinert. Auf jeden Fall sind die Bilder von 30 Namen am Briefkasten der Gemeinschaftsunterkünfte von Gastarbeitern stärker als jedes »Ihr seid sozial auch sehr gut drauf / doch ihr habt eure Seele dem System verkauft« von Slime. Deswegen und bei aller Liebe ist es ein wunderbares Geschenk, dass diese Band wieder da ist. Kerstin Petermann


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