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Nils Frahm

Nils Frahm

Old Friends New Friends

Old Friends New Friends

Der Maestro hat ausgemistet: Auf »Old Friends New Friends« versammeln sich bislang ungehörte Stücke, die Pianist Nils Frahm über den Verlauf der letzten zwölf Jahre aufgenommen und jeweils vom Feeling her oder sonst wie nicht für geeignet befunden hat, um sie auf ein Studioalbum zu packen. Das heißt nicht, dass es sich hier um Ausschussware handelt, Tracks wie »Rain Take«, »Then Patterns« oder »Corn« funktionieren als melancholisch-minimalistische Klangskulpturen auch ohne ein Albumkonzept um sie herum. Alle Stücke seien auf einem anderen Klavier eingespielt worden, gibt Frahm im Pressetext zu Protokoll, das macht bei 23 Tracks einen Haufen Klaviere, wenn man mal darüber nachdenkt und sich die bildlich in einem Raum vorstellt. Darum kommt man beim Hören der Platte auch nicht herum, denn Frahms Liebe zum Klang der Pedale und des Klavier-Inneren macht sich diesmal besonders stark im Soundmix bemerkbar. All das Knirschen, Schaben und Klackern setzt oft einen willkommenen Kontrapunkt zur Lieblichkeit der Melodien, macht die Substanz des Instruments und die Arbeit daran hörbar, manchmal kippt das aber auch in so fiese Holz-kratzt-über-Holz-Sounds, deren Beitrag zur Komposition sich nicht wirklich erschließt. Trotz seiner Länge und seines Charakters als Loseblattsammlung funktioniert das Album gut in einem Rutsch, vorausgesetzt, man ist auf der Suche nach zwei Stunden meditativer Melancholie ohne große Ausschläge in andere emotionale Gefilde. Mit »Old Friends New Friends« rührt Nils Frahm einerseits nicht an seinem Platz in den »Piano Chillout«-Playlists dieser Welt und beweist andererseits wiederum, dass seine Musik zum Gehaltvollsten gehört, was diese zu bieten haben. Kay Schier


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