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Noga Erez

Noga Erez

The Vandalist

The Vandalist

Wer kennt es nicht? Es ist ein sommerlicher Sonntagmorgen, ziellos begibt man sich auf die Straße und plötzlich ist sie da, die noble Verschenkekiste, die der gute Nachbar (oder bitte noch lieber die gute Nachbarin) hingestellt hat. Manchmal findet man heiße Sachen darin und manchmal eher die Schande alter Unterhosen. Nach diesem Prinzip kann man sich dem dritten Album der israelischen Künstlerin Noga Erez annähern, das am 20. September bei Atlantic Records erscheint. Es wird streng davon ausgegangen, dass Erez für die Kreation von »The Vandalist« eine ganze Packung Musikkekse verschlang. Nostalgie-high vermischt sie Klanglandschaften aus Old-School-Hip-Hop der neunziger Jahre und energetischem Zweitausender-Pop mit einer Portion palmenfesten Reggaetons, ihrer makellosen Rap-Kunst und einem Gesang, der frei und teils überambitioniert zwischen Billie Eilish und Adele changiert. Klingt nach viel? Stimmt, es ist leider auch zu viel, so viel, dass man keine Kohäsion zwischen den 16 Songs der Scheibe feststellen kann. Erst das letzte Stück »Oh thank you« offenbart uns so etwas wie ein Konzept des anspielungsreichen Albums: Da nennt Erez pausenlos zwei Minuten lang in Klavierbegleitung ihre Einflüsse beim Namen: von Massive Attack, Eminem und Christina Aguilera, über Tarantino, Ringo Starr und Nina Simone bis hin zu Kendrick Lamar, Snoop Dogg, Britney, Cardi B, Kelis … Die Liste ist lang. Bei der Zusammentragung solcher Vielfalt kann es nicht wundern, dass manches feurig wirkt und manches eben nicht – so, wie bei den Verschenkekisten ist es ein Fifty-fifty-Geschäft. Libia Caballero-Bastidas


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