Nukleum
Autoren: Dávid Turczi und Simone Luciani, Publisher: Giant Roc / Board & Dice, Preis: 70 €
Mitten in der Nacht, nach zwei Stunden Regelkunde und viereinhalb Stunden Spielzeit, sinken wir erschöpft, aber glücklich in unsere Stühle zurück – wir haben unsere erste Runde »Nukleum« erfolgreich absolviert. Das Prädikat »Expertenspiel« hat es sich definitiv verdient. Die Hürde vor diesem Brettspiel ist hoch, doch das Thema ist spannend. Es geht nach Sachsen zur Zeit der Industrialisierung – allerdings auf einer alternativen Zeitachse. Die Nutzung von Atomenergie wurde hier früher erfunden, sie versorgt bereits Städte mit Elektrizität. Ein bis vier Spielerinnen und Spieler müssen mit Arbeitskräften und Talern planen und kalkulieren. Spielbrett und Material sind liebevoll gestaltet, allerdings ist die Farbauswahl problematisch für Farbenblinde. Das Thema ist schlüssig eingebunden: Der sächsische König Friedrich August II. erteilt uns Aufträge, die Orte sind realitätsnah gewählt. Leipzig dient als Standort für den Gebäudebau, Joachimsthal hingegen liefert das begehrte Uran. Lediglich der spielinterne Import von Kohle aus dem Rheinland wirft Fragen auf, hatte Sachsen davon doch selbst genug. An einigen Stellen könnte die Anleitung klarer sein, zum Beispiel bei den allgemein gut durchdachten Regelanpassungen für das Spiel mit 1–3 Personen. Alles in allem macht es viel Spaß, Sachsens Fortschritt mitzugestalten. Das Spiel lohnt sich aber vor allem, wenn man Herausforderungen auf dem Spieltisch sucht. Joachim Kern