Public Service Broadcasting
The Last Flight
The Last Flight
Historische Tonaufnahmen untermalt mit instrumentaler Gitarrenmusik – klingt nicht unbedingt nach einem musikalischen Erfolgsrezept, funktioniert bei der Londoner Band Public Service Broadcasting aber überraschenderweise ziemlich gut. Bereits im ersten Album »Inform – Educate – Entertain« untermalte die Band verschiedene historische Ereignisse mit ihrem atmosphärischen Art-Rock: von der Erfindung des Farbfernsehens bis zur ersten erfolgreichen Besteigung des Mount Everest. Um ihren popmusikalischen Geschichtsunterricht authentisch rüberzubringen, verzichtet die Gruppe dabei weitestgehend auf Gesang und verwendet stattdessen vor allem alte Tonaufnahmen aus verschiedenen Filmarchiven. Weil das Ganze wider alle Erwartungen ziemlich gut ankam, ist die Band diesem Konzept dann auch treu geblieben.
So auch auf »The Last Flight«, ihrem mittlerweile fünften Album. Das erzählt die Geschichte der US-amerikanischen Flugpionierin Amelia Earhart, die als erste Frau alleine den Atlantik und Pazifik überquerte, bevor sie bei einer geplanten Erdumrundung spurlos verschwand und für tot erklärt wurde. Instrumental durchaus vielschichtig zwischen sphärischen Gitarrenwänden, opulenten Streichern und hektischen Synthesizer-Arpeggios kreieren Public Service Broadcasting einen cineastisch anmutenden Histotainment-Post-Rock-Hybriden. Für das Bestehen der nächsten Geschichtsklausur dürfte das zwar nicht reichen, bringt einem aber die vor fast 90 Jahren verstorbene Protagonistin mit ihren Leidenschaften und ihrem Draufgängertum auf jeden Fall näher. Dafür, dass die Platte neben dokumentarischem Wert auch noch einiges an Pop-Appeal besitzt, sorgen unter anderem Gesangseinlagen von Gästen wie Andreya Casablanca (Gurr) oder Kate Stables (This is the Kit). Yannic Köhler