Ragnhild Hemsing
Edvard Grieg: Peer Gynt
Edvard Grieg: Peer Gynt
Schauspielmusik zu »Peer Gynt« ist nicht gerade eine Neuentdeckung. Im Gegenteil: »In der Halle des Bergkönigs« und »Morgenstimmung« gehören zu den meistgespielten Klassik-Werken – Letzteres auch dank massiver Verwendung in der Werbung. Doch wer die Interpretation der Norwegerin Ragnhild Hemsing hört, die mit den Trondheim Soloists den Klassiker neu
aufgenommen hat, der erfährt diese Komposition mit neuen Ohren. Weil Hemsing die Tatsache, dass sich Grieg von skandinavischer Volksmusik inspirieren ließ, ernst nimmt und nicht nur zur gewöhnlichen Geige, sondern auch noch zur Hardanger-Fiedel greift. Die oft gehörten ersten vier Töne der »Morgenstimmung« erklären sich so plötzlich von allein – sie entsprechen den leeren Resonanzsaiten der Fiedel. So wird die Bühnenhandlung endlich einmal verständlich: Aus dem
Unterbewusstsein schleichen sich die vertrauten Klänge aus Peer Gynts Heimat in sein Ohr und wecken die Lebensgeister des nach einem Schiffsunglück fast schon toten jungen Mannes aufs Neue. Perfekt: So funktioniert wirkliches Crossover, mehr davon! Hagen Kunze