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Rauchen

Rauchen

Nein

Nein

Da ist so viel drin, das geht nur in kleinen Häppchen. So oder so ähnlich. Jedenfalls präsentieren die Hamburger Rauchen ihr zweites Album »Nein« in drei kleinen Dosen zu je vier Stücken: Die drei bis dahin als EPs konzipierten Veröffentlichungen werden zu einem Longplayer zusammengepackt und veröffentlicht. Und auf abstruse Weise ergibt das Sinn: Die Dreiteilung gibt den zwölf Songs eine (neue) Ordnung und Struktur. Sie lässt keinen Zweifel daran aufkommen, dass die Kompilation in ihren 25 Minuten mehr zu bieten hat als manches Doppelalbum. Die drei EPs machen eine musikalische Vielfalt deutlich, der man mit dem Label »Punk« allein nicht gerecht würde. Sie offenbart die Spannbreite von Post-Punk mit klarem Gesang und hämmernden Bässen (EP I) über Hardcore mit geschrienen Vocals und Feedback (EP II) bis hin zu klassischem Keller-Punk (EP III). Und immer trägt Nadines Gesang diese Wechsel mit und lotet die Genregrenzen kraftvoll aus. Thematisch spielen Rauchen auf »Nein« gewissermaßen Punk-Bingo: Feminismus – check, Kapitalismuskritik – check, Polizeigewalt – check und … ja … Liebe – check. Sie tun das aber auf sehr souveräne und spannende Art: Auf jeder der drei EPs wird jedes Thema in einem Stück behandelt, auf jeder EP aus einer anderen Perspektive. So wird jedes Thema aus drei Blickwinkeln betrachtet: dem der Betroffenen, einem sehr persönlichen oder einem eher analytischen. Das gibt genug Stoff für Auseinandersetzung weit über die 25 Minuten des Albums hinaus. Dass bei so viel Struktur, Ordnung und Berechnung, die in der Konzeption des Albums steckt, eine so emotionale Platte mit so viel Bauchgefühl entstanden ist, ist allein schon ein Kunststück und macht sie noch eindrucksvoller. Kerstin Petermann


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