Redwood
Entwickler: Christophe Raimbault, Publisher: Sit Down!, Preis: ca. 65 €
Tabletop-Spiele sind für ihre Liebe zum Detail berüchtigt. Das kann etwas abschreckend wirken. Gespielt wird mit kleinen Figürchen, die sich meist in einer Art Brettspiel auf die Rübe hauen. Dabei wird dann ganz genau vermessen, wie sich Mechs, Orks oder Söldner über das Schlachtfeld bewegen. Aus einer anderen Perspektive zielt »Redwood« auf dieselbe Spiel-idee: Foto-Profis pirschen durch die urige Wildnis und müssen sich perfekt platzieren, um Otter, Eichhörnchen, Biber, Bären, Wapitis und Wölfe zu fotografieren. Es hat etwas von einer bierernsten Simulation im Basecamp des Naturfotografen am Tag vor dem Einsatz: Hier werde ich stehen, mit dem Weitwinkelobjektiv nach Nordosten schauen, und wenn dann der Wolf zur Wasserstelle kommt, habe ich die perfekte Panoramaaufnahme mit Bäumen im Hintergrund. Jeder Zug wird mit Schablonen millimetergenau auf dem Spielplan gemessen. Ständig steht die Konkurrenz im Weg. Hier anonym bleibende kreuzer-Autoren mit schlechtem Augenmaß haben halt Pech, wenn die Hufe des Wapiti nicht mit im Bild sind. Die entstehende Fototapete wird neben dem Brett auf dem Tisch ausgelegt. Das Spielerlebnis ist etwas frickelig, aber das macht einen Teil des Reizes aus. Züge gehen schnell von der Hand. Es fühlt sich mitunter wirklich so an, als würde ein Trip durch die Mammutbäume des amerikanischen Nordwestens geplant. Sogar in mäßig belüfteten Messehallen weht ein frischer Moschusgeruch über den Spieltisch. Jan Bojaryn