Rolf Kühn
Fearless
Fearless
Vor zwei Jahren verstarb mit Rolf Kühn der erste und einzige deutsche Jazzklarinettist von Weltformat. 1929 in Köln geboren, wurde er in Leipzig musikalisch sozialisiert – wo sein jüngerer Bruder Joachim geboren wurde –, bereits 1956 verließ er die Stadt aber und lebte fortan in den USA, wo er unter anderem mit Benny Goodman, Tommy Dorsey und Chet Baker zusammenspielte. Später zog es ihn in den Westen Deutschlands. Im vergangenen Jahr erhielt er posthum mit seinem Bruder Joachim den Deutschen Jazzpreis für sein Lebenswerk. Warum er das verdient hat, das unterstreicht das vorliegende Album, das er kurz vor seinem Tod noch eingespielt hat. Dessen zehn Stücke vereinen alles, wofür Kühns Klarinettenspiel Zeit seines Lebens stand: seinen klaren, warmen Ton, seine unnachahmliche Ausdruckskraft und seine leichtfüßige Bewegung zwischen Struktur und Spontanität, Komposition und Improvisation. Geradezu rührend wirkt das Video zum vorab ausgekoppelten »Somewhere«, in dem er – einsam im Aufnahmeraum sitzend – merklich selig seine Tonspur einspielt. Schaut man genau hin, beschleicht einen das Gefühl: Mehr als das brauchte er nicht. Ein bisschen Ruhe, Zeit und eine Klarinette. Das Leben kann so einfach sein. Luca Glenzer