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Stéphane Courtois, Galia Ackerman (Hg.)

Stéphane Courtois, Galia Ackerman (Hg.)

Schwarzbuch Putin. München: Piper 2023. 512 S., 26 €

Stéphane Courtois, Galia Ackerman (Hg.).

Ein Schwarzbuch ist Anklageschrift, Sündenregister und Kriminalakte. Es gibt Dutzende Schwarzbücher zu Ideologien, Staaten oder Religionen – nur wenige zielten auf eine Person. Der Gewaltherrscher und Kriegstreiber Putin verdient diese negative Auszeichnung zweifellos. In »seinem« Schwarzbuch findet sich neben dem langen Kerbholz kühl kalkulierter Verbrechen ein krasses Psychogramm, das allen Illusionen über rationale Verständigung mit diesem Regime ein Ende setzen sollte. Die Herausgeber des sehr informativen Sammelbandes sprechen von »Wahnvorstellungen« und »Phantasmen« eines gekränkten, hasserfüllten Mannes, der an sein Gerede über die Mission einer »Russischen Welt« glaube. Putin sei der Meister der Bewirtschaftung von Ressentiments und Traumata seines Volkes, meint der Historiker Karl Schlögel. In und mit dem blassen Ex-Geheimdienstoffizier bildete sich eine Giftmischung aus KGB-Methoden, mafiöser Bandenstruktur, totalitärem Machtwillen und reaktionären Narrativen. Dass Putin jegliche liberale Ordnung zum Kampf herausfordert, beeindruckt auch hierzulande viele Verächter der Demokratie, die auf ihren Führer warten – heim ins Zarenreich, sozusagen. Die 24 gut portionierten Essays beleuchten innere und äußere Aspekte einer neo-imperialen Diktatur, deren Wesen die Unterdrückung, Aggression und Expansion ist. Im Detail werden die Angriffe beschrieben, bei denen der Westen hätte aufwachen müssen: Grosny, Georgien, Krim, Syrien, Donbass … Der Ausblick des Buches prophezeit bald fällige Machtkämpfe in Moskau, denn Putin dürfe seine sträfliche Unterschätzung der Ukraine nicht eingestehen. Er sei inkompetent und werde scheitern, sei aber bereit, dabei Russlands Zukunft zu zerstören. Die Hoffnung auf »dynamische neue Kräfte« nach seinem Sturz bleibt diffus. Sven Crefeld


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