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Summer in Mara

Summer in Mara

Im Sommerloch

Preis: 22 €

Entschleunigung brauchen wir alle. Natürlich sitzen wir seit Ewigkeiten zu Hause auf unserem Hintern herum, aber wir rennen die Wände hoch, wir schauen zu viel auf Bildschirme, dann auch noch Nachrichten und nun wünschen wir uns vielleicht, wir könnten dieses zivilisatorische Schlagloch auf einer weit abgelegenen Insel aussitzen. Können wir aber nicht, und das ist vielleicht ein Grund, warum genau jetzt »Summer in Mara« erscheint. Es muss wohl dringend gewesen sein, denn es kommt – bei aller Liebe – zu früh. Es spielt sich wie die Vorabversion eines Spiels, das einmal richtig gut werden könnte. Die Menüs sind unübersichtlich, die Steuerung ist steif und das Spiel stockt, es würgt an einem halbzerkauten Brei aus Crafting, Survival und Adventure. Aber dafür ist Mara jetzt da, und wir können damit spielen. Es ist: eine Inselgruppe, weitab von allem, in einem Meer auf einer Fantasywelt. Hier lebt die jugendlich naive Heldin Koa auf einer winzigen Insel in scheinbar großer Freiheit. Aber sie hat eine liebe Oma, die aussieht wie ein Wasser-Alien. Und Omi bringt uns Verantwortung bei. Sie erklärt in öden Tutorials die nicht verhandelbaren Kernmechanismen des Spiels. Die Heldin muss gärtnern, angeln, sammeln, kochen und dabei ihre Vitalzeichen im Blick behalten. Das alles ist einfach, aber auch etwas zu simpel und zu platt, um wirklich Freude zu bereiten. Besser ist die Geschichte. Omi ist plötzlich weg, andere fremdartige Wesen treten auf, und Koa entdeckt schließlich gemeinsam mit den Spielern die weite Welt. Hier trifft sie auf bunte, wirklich gut geschriebene Charaktere voller Marotten und Frechheiten. Alle haben ihre eigenen Pläne und Wünsche, und niemand wartet auf eine hilfsbedürftige fremde Göre. Koa muss sich behaupten, Freunde finden und dann aber immer wieder auch Spielmechanismen bedienen, die keinen Spaß machen. Die platten Such- und Sammelaufgaben in augenscheinlich nicht ganz fertig gebauten Spielwelten stellen Spieler vor eine Geduldsprobe: Ist es das wert? Vielleicht ist es das nicht. Wer nach Mara reist, der sollte kleine Meisterwerke wie »A Short Hike« und moderne Klassiker wie »Stardew Valley« schon durch haben. Und auch im Sommerloch erscheinen heutzutage bessere Spiele. Einige der besten Neuheiten sind allerdings freudlos, handeln von Blutrache gegen Todfeinde, vom Untergang der Menschheit, von brutalen Invasionen. Vielleicht ist es das auch nicht. Den Ansatz und die Stimmung von »Summer in Mara« brauchen mehr Spiele. Schließlich hocken Menschen gelähmt vor dem Bildschirm und warten darauf. Jan Bojaryn


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