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Susanne Siegert

Susanne Siegert

Gedenken neu denken. Wie sich unser Gedenken an den Holocaust verändern muss. München: Piper 2025. 240 S., 18 €

Susanne Siegert.

Auf Tiktok und Instagram ist Susanne Siegert als »keine.erinnerungskultur« bekannt. Dort verwebt sie historische Fakten, Personen und Ereignisse aus der Zeit des Nationalsozialismus mit der Gegenwart (s. kreuzer 11/2024) und zeigt eindrücklich, »dass wir nicht Schuld, aber Verantwortung haben«, wie sie im kreuzer-Gespräch betont. Siegert verbindet wissenschaftliche Präzision mit einer klaren, schnörkellosen Sprache und versucht, Geschichte für alle zugänglich zu machen – ohne dabei an Tiefe zu verlieren. Von Opfer- über Täterrecherche oder der Frage nach neuen Interpretationen bestimmter Gedenktage hangelt sich Siegert auch in ihrem ersten Buch – ähnlich wie in ihren Videos – entlang historischer Ereignisse, die abseits der großen, in der Schule gelehrten Kapitel liegen. Sie lenkt den Blick auf das, was zu verschwinden droht – auf Geschichten, die in der kollektiven Erinnerung kaum noch Platz finden. Auf charmante und zugleich eindringliche Weise legt sie einem das Werkzeug zur eigenen Recherche in die Hand, ohne belehrend zu wirken. »Alle Bürger:innen spielen bei der Gedenkarbeit eine Rolle«, unterstreicht sie, »und es ist unsere Entscheidung, wie wir diese Rolle ausgestalten.« Es sei »unsere Verantwortung, nicht zu vergessen, dass wir Deutschen die Täter« gewesen seien und in fast allen Familien die Groß- oder Urgroßeltern dazugehört hätten. Siegert ermutigt deshalb, die eigene Familien- oder Ortsgeschichte aktiv aufzuarbeiten, sich den Tätergeschichten im eigenen Umfeld zu stellen und diese Auseinandersetzung nicht zu tabuisieren. Ihre Offenheit, auch die eigene Familiengeschichte im Buch zu beleuchten, verleiht dem Werk besondere Authentizität. Mit »Gedenken neu denken« plädiert Susanne Siegert, die in diesem Jahr für ihre Aufklärungsarbeit mit dem Margot-Friedländer-Preis ausgezeichnet wurde, für einen neuen, selbstkritischen Umgang mit unserer Vergangenheit. Sie zeigt Wege auf, wie Scham und Verdrängung überwunden werden können (...). Hannah Kattanek


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