Der Tod ist allgegenwärtig in Computerspielen. Mal stirbt die eigene Spielfigur, die Gegner tun es eigentlich immer. Bis auf ihre Körper und Gegenstände hinterlassen sie nichts. Wer sie waren:
egal, und die Erinnerung verblasst. Dabei gab es bereits 1994 einen befriedigenderen Ansatz: Das Sci-Fi-Spiel »System Shock« zeigt eindrucksvoll, wie die Toten auch nach ihrem Ableben in Erinnerung bleiben.
Auf den ersten Blick wirkt »System Shock« wie ein stinknormaler Shooter, entpuppt sich dann aber als Erkundungsspiel. Aus der Ich-Perspektive erschließen Spielerinnen und Spieler die riesige und zerstörte Raumstation Citadel. »System Shock« hat damals die bis heute beliebten Audiologs erfunden. In diesen Sprachnachrichten verraten uns Crewmitglieder Türcodes, hinterlassen aber auch Abschiedsbotschaften. Zum Beispiel dieser eine arme Techniker, der sich in einem kleinen Raum verbarrikadiert hatte, bevor er von Mutanten ausgeweidet wurde. Die Vorstellung ist viel entsetzlicher als eine holprige Animation.
»System Shock« hat nun ein sehr gutes Remake spendiert bekommen. Futuristische Bordtoiletten sind eine der Neuerungen darin. Leider gibt es im Spiel keinen Edding, mit dem man sich auf der Klowand verewigen kann. Hoffentlich geraten Spielerinnen und Spieler nicht in Vergessenheit. Denis Gießler